Archäologische Gruppe findet bundesweites Unikat

Die Archäologische Gruppe des Fördervereins für Archäologie, Kultur und Tourismus (FAKT) – seit 2009 beheimatet im ehemaligen Gemeindehaus von Erkenbrechtsweiler, Untere Straße 6 – hat einen neuen, Aufsehen erregenden Fund zu vermelden: Bei einer Notgrabung in Oberlenningen, Brunnensteige, wurden die Überreste einer Amphore aus dem 14. oder 15. Jahrhundert geborgen, die bundesweit als Unikat einzustufen ist. „Eine Amphore aus dieser Zeit wurde bislang in ganz Deutschland nicht gefunden“, so Gruppenleiter Franz Weiss stolz.

Die wellenförmige Verzierung deutet aber auf einen lokalen Töpfer hin. Und auch den Handwerker selbst haben die Hobbyarchäologen vermutlich bereits ausgemacht: In einer Abfallgrube einer ehemaligen Töpferei in Kirchheim/Teck in der Dettinger Straße wurden viele Scherben und Keramiküberreste mit gleichen Verzierungen sichergestellt, die als Vergleichsmaterial zur Verfügung stehen. „Wahrscheinlich war das der Handwerker, der die Amphore hergestellt hat“, meint Franz Weiss.

Ungewöhnliche Form

Ungewöhnlich ist die Amphoren-Form, die ja eher von der romanischen Bevölkerung im ehemaligen italienischen Raum genutzt wurde und nicht hierzulande. So war auch der Hersteller selbst mit der Form nicht vertraut: Bei der Restaurierung stellte sich heraus, dass die Form leicht verzogen ist, was dafür spricht, dass der Töpfer sonst mit Amphoren wohl sonst nicht viel am Hut hatte. Restauriert wurde die Amphore von der bekannten Restauratorin Simone Korolnik aus Tübingen; die Kosten von 1800 Euro finanzierte die Archäologische Gruppe komplett über Spenden aus der Bevölkerung.

„Womöglich hat damals ein weitgereister Adeliger die Amphore als Erinnerungs- oder  Dekorationsstück bei dem Handwerker in Auftrag gegeben und der hat das Gefäß dann so verziert, wie er es immer handhabte“, vermutet Franz Weiss. Aus der Tatsache, dass die Amphore sehr hoch und sehr dünnwandig ist, schließt der Experte, dass sie keiner bestimmten Funktion zugeordnet sondern eher ein Andenken war.

Viele weitere Funde

Gefunden wurden die Bruchstücke der Amphore übrigens bereits vor vier Jahren. Die Amphore war aber nicht das einzige Artefakt, dass bei den Aushubarbeiten für das neue Altersheim in Oberlenningen wieder ans Tageslicht kam. Auch ein Grubenhaus aus dem 12./13. Jahrhundert, Reihengräber aus der selben Zeit, ein später einzuordnendes Massengrab sowie massive Mauerreste, die bis unter die heutige Kirche von Oberlenningen reichen, wurden entdeckt. „Diese Mauerreste verlaufen quer zur heutigen Kirchenmauer und deuten auf ältere Vorgängerbauten der Kirche hin“, sagt Franz Weiss. Die Archäologische Gruppe musste die Ausgrabungen wegen Einsturzgefahr im neu entdeckten Mauerbereich abbrechen.

Die restaurierte Amphore befindet sich übrigens mittlerweile im ehemaligen Gemeindehaus von Erkenbrechtsweiler und kann nach Voranmeldung besichtigt werden. „So kann die Bevölkerung, die die Restauration ja finanziert hat, auch sehen, wohin ihr Geld kommt“, sagt der Gruppenleiter.

Kontakt: Franz Weis

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