Lehrgrabung am Burrenhof

Lehrgrabung am Burrenhof – Studenten legen erstmals keltischen Graben frei

Ein simpler Rapsacker in der Nähe des Burrenhofs stand von Mitte September bis Mitte Oktober im Fokus der Wissenschaft: Vier Wochen lang legten Archäologie-Studenten der Universität Tübingen unter Anleitung von Dr. Jörg Petrasch vom Institut für Ur- und Frühgeschichte einen größeren Abschnitt in mühevoller Handarbeit frei.

Ein kleiner Graben aus dem 1. Jahrhundert vor Chr., entdeckt bereits vor einigen Jahren bei einer geomagnetischen Messung, hatte das Interesse der Archäologen geweckt. „Der Graben ist genauso alt wie die Elsachstadt“, sagt Jörg Petrasch, der bereits die Lehrgrabung der Uni Tübingen vor zwei Jahren der Elsachstadt anleitete. Auf dem Gebiet des Burrenhofs wurden viele weitere dieser Gräben nachgewiesen, der erste wurde bereits in den 1980er Jahren entdeckt. Seitdem fragt man sich, wozu die Kelten diese Vertiefungen benutzten. Ähnliche Gräben sind aus Frankreich bekannt, hier dienten sie wohl hauptsächlich kultischen Zwecken – viele waren mit Tierknochen und Amphorenresten gefüllt. Dr. Petrasch vermutet, das auch die schnurgraden Gräben auf dem Gelände des Burrenhofs der Religionsausübung dienten. Womöglich standen sie in Zusammenhang mit den Hügelgräbern, in deren unmittelbarer Nähe sie verlaufen. Diese Gräber stammen allerdings aus der Hallstattzeit und sind damit rund 400 Jahre älter.

Der nun untersuchte Graben ist etwa einen Meter breit und 50 bis 60 Zentimeter tief. Die Studenten legten ein 20 Meter langes Teilstück frei. Die Stelle erwies sich als besonders geeignet: Normalerweise sind solche Gräben von Erosion und Landwirtschaft Stück für Stück abgetragen. Hier ist es anders: Es wurde Boden angeschwemmt, der sich seit dem Mittelalter über den keltischen Graben gelegt hat. Es ist also noch der vollständige Graben erhalten.

Nur wenig Funde

Gefunden haben die Studenten unter anderem Reste einer römischen Amphore sowie einige keltische Keramikscherben.Letztere ermöglichten es, den Graben auf die Spätlatène-Zeit (etwa ab 200 v. Chr.) zu datieren. „Es sind aber definitiv keine Überreste eine Siedlung, dazu gibt es zu wenig Funde“, sagt Jörg Petrasch. Neben dem Lerneffekt in Sachen Grabungstechnik für seine Studenten freut sich der Wissenschaftler  über eine weitere Besonderheit: „Solche Gräben sind etwas ganz Neues in Süddeutschland. Das ist ein sehr guter Nebeneffekt, hier etwas zur Erforschung beitragen zu können.“

Finanziell unterstützt wurden die Ausgrabungen vom Förderverein für Archäologie, Kultur und Tourismus (FAKT), dem Tübinger Regierungspräsidium für archäologische Denkmalpflege sowie der Gemeinde Grabenstetten, auf deren Gemarkung sich der Graben befindet. In enger Absprache mit dem Grabenstettener Landwirt Walter Buck, der den Acker gepachtet hat, wurde ein Zeitfenster ermittelt, in dem die Ausgrabung durchzuführen war. „Das war aber alles unproblematisch. Walter Buck ist selbst historisch interessiert und hat uns keine Steine in den Weg gelegt“, lobt Jörg Petrasch, „ Für uns als Wissenschaftler ist die Unterstützung hier oben am Heidengraben Gold wert.“

Text: Kerstin Dannath